Ein aufschlussreicher Tag für Inklusion: Bericht von der Fraktion der Grünen im LWL Westfalen

Gestern hatte ich die Gelegenheit, an einer Veranstaltung der Fraktion der Grünen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) teilzunehmen. Der Anlass war der Tag für Inklusion, ein Tag, der sich ganz dem Thema der Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen widmete. Dieser Tag war nicht nur informativ, sondern auch inspirierend und zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Der Tag im Überblick

Die Veranstaltung war sehr gut besucht, und es waren viele Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen anwesend. Diese Vielfalt trug wesentlich dazu bei, dass die Diskussionen und Workshops sehr lebendig und praxisnah gestaltet wurden. Es war beeindruckend zu sehen, wie engagiert und offen alle Teilnehmer waren.

Ein zentrales Fazit: „Nicht über uns, sondern mit uns“

Ein zentrales Fazit des Tages, das von allen Anwesenden geteilt wurde, lautete: „Nicht über uns, sondern mit uns.“ Diese Aussage betont die Notwendigkeit, Menschen mit Beeinträchtigungen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Nur so können Lösungen gefunden werden, die wirklich den Bedürfnissen und Wünschen dieser Menschen entsprechen.

Workshops und Diskussionen

In verschiedenen Workshops wurden Themen wie Barrierefreiheit, inklusive Bildung und Arbeitsmarktintegration diskutiert. Besonders aufschlussreich waren die Erfahrungsberichte von Betroffenen, die ihre persönlichen Herausforderungen und Erfolge schilderten. Diese Berichte verdeutlichten, dass Inklusion nur gelingen kann, wenn sie als gemeinsamer Prozess verstanden wird, bei dem alle Beteiligten auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.

Ein zentraler Gedanke, der in den Workshops oft hervorgehoben wurde, war, dass Inklusion erst dann wirklich gelungen ist, wenn sie kein Thema mehr ist und alle gleich behandelt werden. Dies bedeutet, dass die vollständige Akzeptanz und Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen in allen Bereichen des Lebens der Normalzustand sein muss.

Persönliche Begegnungen

Ich war nicht alleine dort, sondern in Begleitung eines guten Freundes, der ebenfalls Autist ist. Gemeinsam konnten wir viele interessante Gespräche führen und neue Perspektiven gewinnen. Besonders gefreut habe ich mich, Mo dort anzutreffen, für den ich im Dattelner Stadtrat nachgerückt bin. Es ist schön zu sehen, dass er unsere Interessen so engagiert vertritt. Ich schätze ihn sehr und bin froh, dass er sich mit solcher Hingabe für unsere gemeinsamen Anliegen einsetzt.

Besonders interessant fand ich auch das Gespräch mit Dennis Sonne, einem Mitglied des Landtags (MdL), den ich bereits 2006 in meiner ersten Behörde, dem BLB NRW, kennenlernen durfte. Damals war er Auszubildender und ich war Geselle sowie Jugend- und Auszubildendenvertreter (JAV) und habe die Interessen aller Auszubildenden vertreten. Schon damals hat er inklusiven Themen mit einem Rollstuhlparcours sichtbar gemacht und mich in Bezug auf Inklusion inspiriert. In dieser Behörde war mir das Thema Inklusion bereits bewusst, ohne zu wissen, dass ich selbst davon betroffen bin. Ich hatte dort schon mit einer hörbehinderten Person zu tun, die auf Gebärdensprache angewiesen war. Ebenfalls bin ich immer mit einem Kollegen mit Sehbeeinträchtigung zum Mittag gegangen. Diese frühen Erfahrungen haben mein Interesse schon damals an Inklusionsthemen geweckt. Es ist schön zu sehen, dass Dennis heute auch unsichtbare Themen wie Autismus mit einbezieht und sich dafür einsetzt.

Ebenfalls durfte ich die Sprecherin Nabiha Ghanem, Koordinatorin des Inklusionsgrün, kennenlernen. Ihr Engagement und ihre Perspektiven auf Inklusion waren äußerst bereichernd und haben den Tag noch wertvoller gemacht.

Auch MdB Corinna Rüffer war anwesend und hat immer wieder deutlich gemacht, dass eine Schule, die inklusiv ist, auch für Kinder ohne Beeinträchtigung einen sehr großen Mehrwert hat. Ihre Beiträge haben die Diskussionen bereichert und noch einmal die Bedeutung einer inklusiven Bildung für alle unterstrichen.

Herausforderungen für Menschen mit Beeinträchtigungen

Der Tag hat auch noch einmal verdeutlicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen oft besonders viel zu kämpfen haben. Es wurde klar, dass es viele Menschen gibt, die trotz großer Anstrengungen versuchen, ohne Hilfen auszukommen, obwohl sie diese dringend benötigen. Dieser Stolz und diese Selbstständigkeit sind bewundernswert, können aber auch dazu führen, dass notwendige Unterstützung nicht in Anspruch genommen wird. Hier müssen wir als Gesellschaft sensibilisiert werden und Strukturen schaffen, die es leichter machen, Hilfe anzunehmen, ohne dabei das Gefühl der Selbstbestimmung zu verlieren.

Sensibilisierung und Bildung

Für mich ist aus diesem Tag klar geworden, dass die allgemeine Gesellschaft mehr für die verschiedenen Beeinträchtigungen sensibilisiert werden muss, besonders in der Bildung. Diese Sensibilisierung sollte bereits in der frühesten Schulzeit beginnen. Kinder sollten von Anfang an lernen, dass Vielfalt normal ist und dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Fähigkeiten, wertvolle Beiträge zur Gesellschaft leisten kann.

Kommunikation mit Menschen mit Behinderung

Auch die Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen war ein zentrales Thema. Als Autist habe ich eine bestimmte Perspektive auf Kommunikation, und es war sehr aufschlussreich zu erfahren, dass auch Menschen mit Hörbeeinträchtigungen eine erhebliche Kommunikationsbarriere erleben. Diese Erkenntnis hat mich darüber nachdenken lassen, wie wichtig es wäre, Gebärdensprache als Fremdsprache in Schulen zu unterrichten. Eine solche Sprache wäre möglicherweise noch nützlicher als andere Fremdsprachen, da sie Barrieren abbauen und die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Hörbeeinträchtigungen erleichtern könnte.

Verwendung des Begriffs „Behinderung“ als Beleidigung

Es wurde auch von vielen Anwesenden wahrgenommen, dass das Wort „Behinderung“ wieder vermehrt als Beleidigung missbraucht wird. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der nicht sein darf. Sprache prägt unser Denken und Handeln, und es ist entscheidend, respektvoll und wertschätzend miteinander umzugehen. Die Sensibilisierung der Gesellschaft für dieses Thema ist daher von großer Bedeutung.

Allgemeineinrichtungen statt Behinderteneinrichtungen

Ein weiteres wichtiges Erkenntnis des Tages ist, dass spezielle Behinderteneinrichtungen in jeglicher Form nicht notwendig sind, wenn die allgemeinen Einrichtungen für alle passend eingerichtet sind. Wenn Schulen, Arbeitsplätze und öffentliche Einrichtungen von vornherein barrierefrei und inklusiv gestaltet werden, dann profitieren alle davon. Eine inklusive Gesellschaft erfordert keine Sonderlösungen, sondern integrative Ansätze, die alle Menschen miteinbeziehen.

Der Weg nach vorne

Am Ende des Tages war klar: Es gibt noch viel zu tun, um eine wirklich inklusive Gesellschaft zu schaffen. Doch die Veranstaltung hat gezeigt, dass es viele engagierte Menschen gibt, die bereit sind, diesen Weg zu gehen. Es liegt nun an uns allen, die gewonnenen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen und weiterhin gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Mein persönliches Fazit

Der Tag für Inklusion bei der Fraktion der Grünen im LWL Westfalen war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Er hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, die Perspektiven von Menschen mit Beeinträchtigungen ernst zu nehmen und sie aktiv in alle Entscheidungsprozesse einzubinden. Ich bin überzeugt, dass wir nur so eine gerechte und inklusive Gesellschaft erreichen können.

Ich freue mich darauf, weiterhin meinen Beitrag zu leisten und gemeinsam mit vielen anderen engagierten Menschen an einer besseren Zukunft zu arbeiten.