Als ich heute, nach fünf Jahren engagierter Tätigkeit als ehrenamtlicher Richter am Amtsgericht Recklinghausen, erneut meinen Eid ablegte, wurde mir die tiefe Bedeutung und Verantwortung dieses Amtes einmal mehr bewusst. Meine erneute Berufung für weitere fünf Jahre ist nicht nur eine persönliche Ehre, sondern auch ein Zeugnis des Vertrauens in meine Fähigkeit, gerecht und unvoreingenommen zu urteilen.
Der Eid, den ich aussprach, ist eine kraftvolle Erinnerung an die Verpflichtung, die ich gegenüber der Gemeinschaft und dem Rechtsstaat habe. Er lautet: „Ich schwöre, die Pflichten eines ehrenamtlichen Richters getreu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, getreu der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen und getreu dem Gesetz zu erfüllen, nach bestem Wissen und Gewissen ohne Ansehen der Person zu urteilen und nur der Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen, so wahr mir Gott helfe.“
Dieser Eid unterstreicht nicht nur die Grundwerte unserer Gesellschaft, sondern betont auch die entscheidende Rolle der Rechtsprechung, die sicherstellt, dass unser System gerecht, inklusiv und frei von Vorurteilen bleibt. Als ehrenamtlicher Richter stehe ich für das Prinzip, dass Gerechtigkeit von der Gemeinschaft getragen wird, in der sie verwurzelt ist. Dies stärkt das Vertrauen in unser Rechtssystem und sorgt dafür, dass Urteile nicht nur juristisch fundiert, sondern auch gesellschaftlich verankert sind.
Besonders heute, in einer Zeit, in der rechtsextreme Gesinnungen und Gruppierungen wie die AfD zunehmend versuchen, in unsere Gesellschaft einzudringen, ist es wichtiger denn je, klarzustellen, dass solche Ideologien im Gerichtssaal keinen Platz haben. Der Eid, den wir als ehrenamtliche Richter ablegen, spricht sich deutlich gegen jegliche Form von Diskriminierung und Ungerechtigkeit aus und verpflichtet uns, ohne Ansehen der Person zu urteilen. Dies ist ein klares Bekenntnis gegen Rechtsextremismus und zeigt, dass unsere Rechtsprechung auf den unverrückbaren Säulen der Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde ruht.
In der heutigen Hauptverhandlung in einem Betäubungsmittelfall, die unmittelbar nach meiner Vereidigung stattfand und mit einem Urteil von einem Jahr auf Bewährung endete, wurde mir die Bedeutung dieser Prinzipien erneut klar. Neben einem Berufsrichter urteilen immer zwei ehrenamtliche Richter, was bedeutet, dass jede Stimme zählt und jede Perspektive wertvoll ist.
Dieses Zusammenspiel fördert nicht nur eine vielschichtige Betrachtung jedes Falls, sondern gewährleistet auch, dass unser Rechtssystem lebendig, gerecht und zugänglich bleibt. Es ist ein System, das auf dem Verständnis beruht, dass Gerechtigkeit ein gemeinsames Anliegen ist, und dass jeder von uns eine Rolle bei ihrer Umsetzung spielt.
Meine Botschaft ist klar: Engagement und Teilhabe sind entscheidend. Das ehrenamtliche Richteramt steht symbolisch für die Kraft des individuellen Beitrags zur Stärkung unserer Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Es zeigt, dass wir, wenn wir uns einbringen und Verantwortung übernehmen, nicht nur das Fundament unserer Gesellschaft stärken, sondern auch aktiv gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung vorgehen.
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